Sonntag, 1. März 2020

Elberadweg Teil 10: Hitzacker - Hamburg

Manchmal haben mein Freund und meine Tochter einen kleinen Knall. 
Ursprünglich hatten wir vorgehabt in Lauenburg eine weitere Übernachtung einzulegen, weil aber für den Tag danach Regen angesagt war und wir Probleme hatten ein preisgünstiges Zimmer zu bekommen (seit Magdeburg hatten wir uns immer nur noch für die nachfolgende Nacht Zimmer in kleinen Pensionen gebucht und nicht mehr Tage im Voraus - das war der Vorteil der Nebensaison), hatten die zwei beschlossen die nächsten zwei Etappen zusammenzufassen und in einem Stück nach Hamburg durchzufahren. 

Ich war am Zweifeln. Immerhin waren das knapp über 100 km, mein Freund zog den Hänger, meine Tochter war erst zwölf und zwischen Hitzacker und Geesthacht geht es ganz schön hoch und runter. Aber nein! Ich wurde überstimmt.


Leichter Nebel kroch über die Elbe und ihre Ufer als wir uns in Hitzacker auf den Weg machten. 

Als kleine Überraschung für mich war an dem Morgen das "Klebepflaster" in meinem Gesicht und das letzte bisschen Schorf abgefallen, so dass ich zwar mit roten Stellen, aber mit "unblutigem" Gesicht nach Hause fahren würde.

Wir fuhren hauptsächlich durch Waldgebiete und die Wege waren teilweise nicht gepflastert und schwierig mit dem Fahrrad zu bewältigen. Auch die Steigungen waren nicht zu unterschätzen. Wir mühten uns ganz schön ab. 

In Darchau bekamen wir den Tipp auf die andere Elbseite zu wechseln, da es dort etwas flacher sei. Also nahmen wir ein letztes Mal die Fähre und kehrten erstmal nach Mecklenburg-Vorpommern zurück. Tatsächlich war der Weg hier deutlich angenehmer zu fahren. 


Am Wegesrand entdeckten wir noch ein paar alte Türme der innerdeutschen Grenze und auch ein Mauer-Teilstück, welches besichtigt werden konnte. Perfekt um unserer Tochter einen Teil der deutschen Geschichte nahezubringen. Offensichtlich haben unsere Erzählungen sie nachhaltig beeindruckt, denn immer wenn sie jetzt ein Stück Mauer mit Stacheldraht in einem Museum sieht, vermutet sie, dass es aus der "DDR-Zeit" stammt ;-)

Die Landschaft war wunderschön herbstlich und die Sonne strahlte vom Himmel. Wir genossen die Farben, das Wetter und die Fahrt.

Als wir Lauenburg erreichten waren wir noch halbwegs fit und gönnten uns in der wunderschönen Altstadt erstmal eine kleine Pause und ein Eis. Lauenburg hatten mein Freund und ich schon mal besichtigt und ich bedauerte es sehr diesmal keine Zeit zu haben, die wunderschöne Altstadt erneut zu erkunden. Dabei ist Lauenburg wirklich so toll!
Aber die Zeit bzw. eigentlich die noch zu fahrenden Kilometer drängten uns zur Weiterfahrt.


Lauenburg mit seinem Kopfsteinpflaster zu durchqueren und wieder an die Elbe zu gelangen war keine Herausforderung, allerdings knickte der Weg plötzlich scharf nach rechts ab und dahinter befand sich eine riesige, vorher nicht einsichtige Steigung (immer noch mit Kopfsteinpflaster). Da war es dann vorbei. Wir kamen nicht hoch und mussten schieben. Ich war etwas empört. Das sollte ein Teil des Elberadweges sein? Auch der weitere Weg führte durch den Wald über holprige Pfade. Von ausgebauten Wegen keine Spur. Wir überlegten kurz und entschieden uns dann angesichts der noch zu fahrenden Strecke die Radwege entlang der Bundesstraße zu fahren und die Strecke so etwas abzukürzen.

Ich war etwas traurig als wir die Elbe verließen. Aber es lag noch ein ganzes Stück Weg vor uns und gerade die Strecke vor Geesthacht war wieder ein ziemliches Hoch und Runter. Zum Glück sind die Fahrradwege entlang der Bundesstraße wirklich toll ausgebaut.

Entgegen meiner Befürchtungen hatte meine Tochter fast überhaupt keine Probleme mit der Strecke. 


Am frühen Abend erreichte wir die Hamburger Stadtgrenze bei Bergedorf und mussten natürlich erstmal ein Selfie in Siegerpose machen! Allerdings hatten wir trotzdem noch einige Kilometer vor uns. Es ist erstaunlich wie groß Hamburg sein kann. Nach und nach wurde es dunkel. Mit einem kleinen Abstecher im Supermarkt kamen wir dann endlich im Stockdusteren zuhause an. Glücklich und ziemlich erledigt.


Und was soll ich sagen, als ich am nächsten Morgen endlich wieder in meinem eigenen Bett erwachte und das Prasseln des Regens an der Fensterscheibe hörte, musste ich zugeben, dass mein Freund und meine Tochter Recht gehabt hatten! :-)



Mein Fazit der Reise:

13 Tage (mit Besichtigung von Dresden und Magdeburg) 
633 km bzw. 580 km von Dresden bzw. Riesa bis Hamburg (weil meine Tochter und ich ja aufgrund meines Unfalls die Strecke Dresden-Riesa mit dem Zug zurücklegten)

Unsere Tour auf dem Elberadweg war eine der schönsten Urlaube, die ich je gemacht habe. 
Wir haben viele nette Menschen getroffen, unglaubliche Natur gesehen, viele neue Städte kennengelernt, unvergleichliche Erlebnisse gehabt und viel Interessantes erfahren. 
Wir haben gelernt uns mehr zuzutrauen. Die gemeinsamen Erlebnisse haben uns als Familie näher zusammenrücken lassen. Wieder einmal haben wir festgestellt wie wunderschön unser Land eigentlich ist und dass man sich Zeit nehmen sollte um es kennenzulernen. Wir haben uns frei und gleichzeitig miteinander verbunden gefühlt. 
Wir hatten ziemliches Glück mit dem Wetter. Obwohl man eigentlich die Tour lieber andersherum fahren sollte (wegen der hauptsächlichen Windrichtung), hatten wir keine Probleme. Wir haben die Nebensaison genutzt, in der deutlich weniger los ist, dafür mit einigen geschlossenen Pensionen bzw. Restaurants rechnen dürfen, aber immer einen Schlafplatz gefunden.
Und ich habe nach meinem Unfall sehr große Hilfsbereitschaft erfahren.


Ich kann gar nicht ausdrücken wir unglaublich dankbar ich meinem Freund bin, ohne den ich bestimmt nicht wieder angefangen hätte Fahrrad zu fahren und lange Fahrradtouren zu machen. Und wie unglaublich stolz ich auf unsere Tochter bin, die es problemlos geschafft hat fast 600 km mit dem Fahrrad zu fahren, was ihr ihre Mitschüler später gar nicht glauben wollten. 



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