Sonntag, 23. Februar 2020

Elberadweg Teil 9: Lenzen - Hitzacker

Frohgemut verließen wir am nächsten Morgen Lenzen und machten uns auf den Weg in Richtung Hitzacker.

Die Sonne schien vom Himmel und wir sahen überall Gänse fliegen. Klar im Herbst ziehen die Vögel in Richtung Süden und wir hatten die letzten Tage auch schon immer Gänseschwärme gesehen, aber an diesem Tag waren es besonders viele. Ihre Stimmen am Himmel schienen die Begleitmusik des Tages zu sein.



Wir verließen Brandenburg und kamen ein Stück durch Mecklenburg-Vorpommern. Irgendwann bemerkte ich eine Bewegung unten am Wasser und als wir anhielten und uns ein bisschen heranschlichen erkannten wir ein Nutria mit drei Babys. Wir konnten sie eine ganze Weile beobachten (allerdings habe ich es nicht geschafft, sie alle gleichzeitig auf ein Foto zu bekommen).

Natürlich freuten wir uns sehr über das Erlebnis, aber da wussten wir auch noch nicht, dass dies nicht das Highlight des Tages sein würde.


Über eine große Brücke überquerten wir die Elbe und kamen schließlich nach Niedersachsen. So langsam machten sich schon ein paar Heimatgefühle breit. Die Silberreiher wurden nach und nach von immer mehr Möwen abgelöst und die Reetdachhäuser häuften sich.


Glücklich fuhren wir immer weiter, bis wir an eine Stelle gelangten, wo die Elbe schwarz war vor lauter Gänsen, die auf dem Wasser rasteten. Wir konnten es gar nicht glauben. Und wie auf ein Signal flogen sie plötzlich alle auf einmal auf. Ihr Geschnatter in der Luft war ohrenbetäubend. Und während wir noch überlegten, was sie aufgescheucht haben könnte, sahen wir ihn plötzlich: ein Fischadler war aufgetaucht! Und diesmal gelang es mir sogar, ihn auf ein Foto zu bannen, auch wenn ich mir eine größere Telebrennweite gewünscht hätte (er war nämlich auf dem Foto noch ziemlich klein).

Wir hatten ihn tatsächlich gesehen! Und diesmal auch erkannt ;-) Und währen die Gänse den ganzen Himmel auszufüllen schienen, konnten wir den Fischadler eine ganze Weile beobachten, wie er majestätisch seine Kreise zog und irgendwann hinter den Bäumen verschwand. Ein fantastisches Erlebnis.



Die restliche Fahrt verlief relativ ereignislos. Wir fuhren durch wunderschöne Landschaften und kamen am Spätnachmittag schließlich in Hitzacker an.

Auch Hitzacker ist geprägt durch seine Fachwerkhäuser und die Innenstadt präsentiert sich krumm und schief. Hier schrieben wir unsere letzten Postkarten und verzichteten diesmal auf einen Museumsbesuch (Hitzacker hat nämlich ein Archäologisches Zentrum mit Museumsdorf). Aber wir waren ja nicht mehr so weit von Hamburg entfernt und evtl. würden wir ein andermal als Tagesausflug herkommen können um es uns anzuschauen. Also erkundeten wir hauptsächlich die Innenstadt, die zum Glück nicht sehr groß war.

Was war das für ein Tag gewesen! Diese Eindrücke würden uns noch sehr lange begleiten.

















Sonntag, 16. Februar 2020

Elberadweg Teil 8: Havelberg - Lenzen

Als wir Havelberg am nächsten Morgen verließen freuten wir uns schon auf einen weiteren Tag unserer Reise, auch wenn die Etappe bis Lenzen mit fast 75 km zu den längeren zählen sollte.

Traumhafter Sonnenschein, grandiose Natur und ein besonderes Erlebnis erwarteten uns. Immer auf dem Deich und die Elbe in Sichtweite ließen wir uns vom Rückenwind (ja, wir hatten tatsächlich Rückenwind) treiben und das Surren der Räder begleitete uns. Wir überquerten die Grenze zu Brandenburg und schlagartig wurde die Beschilderung des Elberadweges ein wenig dürftiger. Aber naja, wir fanden den Weg. Schafe am Deich, ab und zu mal ein Reetdachhaus und eine Möwe, man merkte, dass man Richtung Norden fuhr.

Die Natur war traumhaft! Wir beobachteten verschiedene Greifvögel und plötzlich sollten wir einen Umweg fahren, da der Elberadweg angeblich gesperrt war. Man konnte aber keine Sperrung erkennen und aus der entgegengesetzten Richtung kamen auch Fahrradfahrer. Hm, wir riskierten es also den Elberadweg weiter zu fahren. Auf dem Weg sahen wir Distelfalter, die ich natürlich gleich fotografieren musste und es dauerte eine ganze Weile, bis wir wieder andere Menschen trafen, eine Familie, die auch mit den Rädern unterwegs war und uns erzählte, dass wir weiter vorne wirklich nicht weiterkommen würden. Wir mussten also umdrehen, zurückfahren und dann die Umleitung nehmen. Tja, manchmal haben Schilder wirklich ihren Sinn! ;-) Fanden wir zum Glück alle nicht schlimm, da es dort wirklich schön war.
Gegen Abend strahlte die Sonne dann durch einzelne Wolkenlücken und ließ das Wasser der Elbe aufleuchten. Ein wunderbares Schauspiel. Ich konnte mich gar nicht sattsehen! 

Kurz vor Lenzen kam dann ein Mini-Schauer vom Himmel, den wir unter einem Baum abwarten konnten und als wir in Lenzen einfuhren, regnete es schon nicht mehr.

Lenzen selbst fand ich nicht besonders hübsch. Es gab zwar recht viel alten Baubestand, allerdings kaum restauriert. Die vielen alten Gebäude, manche halb zerfallen und sehr grau, machten mich eher traurig. Und die Burg war jetzt auch nicht so hübsch, dass sie das rausreißen konnte.

Abends ein Restaurant zu finden erwies sich als einigermaßen schwierig. Es war eben keine Hauptsaison mehr und es gab nicht so viele Cafés und Restaurants. Wir liefen also ziemlich hungrig in der Stadt herum. Das erste Restaurant hatte Urlaub, das nächste hatte nur bis mittags geöffnet und irgendwann mussten wir googeln. Zum Glück rief mein Freund dann gleich dort an, denn die nächste Gaststätte wollte eigentlich schon wegen mangelnden Publikumsverkehrs an diesem Tag früher schließen, wartete dann aber noch netterweise auf uns. So konnten wir dann doch noch unsere knurrenden Mägen füllen.


In Lenzen selbst habe ich überhaupt nicht fotografiert, aber aufgrund der wunderschönen Landschaft ist mir die Etappe trotzdem noch gut in Erinnerung geblieben.
















Sonntag, 9. Februar 2020

Elberadweg Teil 7: Tangermünde - Havelberg

Etwas wehmütig verließen wir Tangermünde am nächsten Morgen über das holprige Kopfsteinpflaster und machten uns auf den Weg nach Havelberg.

Es handelte sich um eine relativ kurze Etappe (ca. 45 km) und sie verlief relativ ereignislos. Mein Freund und meine Tochter pflückten am Wegesrand wilde Birnen, wir genossen die Natur und gegen Abend wurde es ein wenig windig.

Als wir Havelberg erreichten bot der Himmel ein beeindruckendes Schauspiel. Wir waren relativ früh dran und die Inhaberin unserer Pension klärte uns auf, dass heute Drachenfest in der Stadt sei (mit Stadtfesten hatten wir auf unserer Reise echt Glück). Also machten wir uns auf den Weg zum Modellflugplatz und unsere Tochter hatte eine Menge Spaß beim Drachen steigen lassen, während mein Freund und ich ihr zusahen.

Im Anschluß schauten wir uns dann die Stadt an, besichtigten den Dom, saßen im Klostergarten und genossen den Blick von oben auf die Altstadt und die Havel. Noch so ein hübsches Städtchen!

So viel kann ich zu dieser Tagesetappe gar nicht erzählen, aber falls ihr mal die Möglichkeit habt, euch die Stadt anzuschauen, nutzt sie ruhig. Lohnt sich wirklich.










Sonntag, 2. Februar 2020

Elberadweg Teil 6: Magdeburg - Tangermünde


Der Ruhetag in Magdeburg hatte uns wirklich gut getan. Wir hatten uns einige der Sehenswürdigkeiten angeschaut (den Dom, ein Fotogeschäft, das Kulturhistorische Museum, das Hundertwasserhaus etc. etc.) und unsere Vorräte wieder aufgefüllt. 


Bemerkenswert ist vielleicht kurz zu erzählen, dass wir bei unserer Ankunft in Magdeburg von der Polizei angehalten wurden. Wir hatten kurz auf dem Gehweg gestanden um die Karte zu checken (und einen Hasen zu beobachten der vor einem Gebäude an einem Strauch nagte) und waren beim Losfahren ein kleines Stück auf dem Gehweg mit dem Fahrrad gefahren um dann einen Absatz zu nutzen um wieder auf die Straße zu kommen. Ja, ich weiß, macht man nicht. War aber auch wirklich nur ein kleines Stück, aber sofort standen ein paar Polizisten vor uns. Upps. Aber entgegen unserer Befürchtungen hielten sie uns nicht an, um uns zu rügen, sondern um mich zu fragen ob alles in Ordnung sei. Mein Gesicht sah nach dem Sturz in Dresden immer noch ziemlich schlimm aus und die netten Männer wollten eine Erstversorgung sicherstellen. Ich war ganz gerührt. Auch am nächsten Tag im Museum wurde ich von einem Security-Mann angesprochen, ob ich gerade erst gefallen sei und Hilfe benötige.
Neben diesen hilfreichen Menschen erntete ich natürlich auch eine Menge neugieriger und angeekelter Blicke (und mein Freund erntete ganz böse Blicke, bis mein kaputtes Knie und die Fahrradklamotten bemerkt wurden), aber ich habe auf der Fahrt unglaublich viel Hilfsbereitschaft erfahren! Angefangen von der Bedienung in einem Café, die mir einen Strohhalm brachte weil ich mit meiner geschwollenen Lippe kaum richtig trinken konnte (das war noch ganz am Anfang), obwohl sie dort eigentlich keine Strohhalme mehr ausgeben, bis hin zu den Sanitätern auf dem Altstadtfest in Torgau, die mein Knie versorgten und mit vorsichtshalber noch eine Bandage mitgaben und in Magdeburg eben die netten Polizisten. Von wegen heute kümmern sich die Menschen angeblich nicht mehr! So, das nur mal zwischendurch.


Jetzt aber weiter zu unserer Tour. Wir verließen Magdeburg erholt und gestärkt weiter Richtung Norden. In Schleifen ging es vorwärts, den Deich immer in Sichtweite. Wir hatten einen ganz guten Rhythmus gefunden und es machte einfach nur Spaß! Und ein ganz besonderes Erlebnis wartete auf uns:

Irgendwo am Deich stand eine Aussichtsplattform und dort trafen wir einen Ornithologen, der dort mit einem guten Fernrohr und Fernglas stand und uns allerlei Interessantes erzählte. Und vor allem zeigte! Ich sah nämlich zum allerersten Mal einen Fischadler! Ehrlich gesagt, hätte ich nicht mal im Ansatz erkannt, dass es ein Fischadler war, wir sahen nur plötzlich die ganzen Enten und Gänse los fliegen, aber der nette Ornithologe konnte ihn uns zeigen und ihn bestimmen. Wahnsinn! Leider etwas zu weit weg für gute Fotos.
 Außerdem bekamen wir noch einige historische und geografische Besonderheiten der Region erklärt. Es ist immer wieder super, wenn man solche Menschen trifft, die ihr Fachwissen teilen. 

Am späten Nachmittag gelangten wir über eine wunderschöne Allee dann nach Tangermünde. Und was soll ich sagen, es ist eine traumhafte kleine Stadt! Torgau gefiel mir noch ein klein bisschen besser, weil es weniger touristisch war, aber ansonsten war Tangermünde mit seiner hohen Backsteinmauer und der perfekt erhaltenen Altstadt und Burg einfach großartig! Wir nutzten den Abend um sie von vorne bis hinten und wieder zurück zu erkunden. 

Durch das Einsetzten der Dämmerung wurde es leider irgendwann schwierig weiter  zu fotografieren, denn das hätte ich hier noch eine ganze Ewigkeit machen können.