Wahrscheinlich gibt es für jeden Menschen Sehnsuchtsorte. Ich habe davon gleich mehrere. Aber ein Ort, an den ich unbedingt schon immer wollte, ist der Mont St. Michel.
Er war der Grund, warum ich unbedingt einen Urlaub in der Bretagne verbringen wollte (obwohl er eigentlich schon in der Normandie liegt). Und als wir unsere Roulotte-Location verließen fuhren wir genau dorthin.
Zum Glück war die Strecke nicht so weit und wir kamen gerade noch rechtzeitig am Campingplatz an um uns anmelden zu können. Reserviert hatten wir nicht, aber da im Oktober sowieso eher weniger gezeltet wird, hatten wir kein Problem damit einen Platz zu bekommen.
Schon während der Fahrt hatten wir den Mont St. Michel in der Ferne immer wieder aufblitzen sehen und nachdem wir das Zelt aufgebaut hatten, fuhren wir sofort näher dorthin. Dem Berg immer näher zu kommen war für mich wahnsinnig aufregend. Meine Tochter machte sich sogar ein bisschen lustig darüber.
Irgendwann hielten wir in einer kleinen Nische an der Fahrbahn. Dort weideten ein paar Schafe direkt vom dem Mont St. Michel und das wollte natürlich fotografisch festgehalten werden! Mein Freund war mit seiner Hasselblad unterwegs und selbst unsere Tochter machte ein paar Bilder. Es war sehr idyllisch.
Später versuchten wir mit dem Auto weiter an den Berg heranzukommen, mussten aber feststellen, dass dies nicht wirklich möglich war. Man konnte zwar auf einem öffentlichen, kostenpflichtigen Parkplatz das Auto stehen lassen und dann zu Fuß oder mit einem kostenlosen Shuttlebus weiter, aber das wollten wir nicht. Also fuhren wir ein ganzes Stück zurück und parkten das Auto wieder vor der Schafweide. Dort begannen wir dann in Richtung des Bergs zu laufen.
Mein besonderer Traum war es den Mont St. Michel zur blauen Stunde, also in der Zeit kurz nach dem Sonnenuntergang zu fotografieren. Mit den Lichtern auf dem Berg, dem Wasser davor und dem farbigen Himmel stellte ich mir das sehr nett vor. Und so liefen wir über die Salzwiesen und durch mehr oder weniger trockene Priele zum Berg. Das Ganze war zwar etwas unwegsam, aber wir kamen gut vorwärts und hatten einen tollen Blick. Und ich finde, dass auch ein paar richtig gute Fotos dabei herausgekommen sind.
Der Sonnenuntergang fand zwar in einer anderen Richtung statt, so dass der Himmel hinter dem Berg nicht sehr farbig wurde, aber einen kleinen Lila/Rosa-Schimmer konnten wir erhaschen.
Einen gewaltigen Nachteil hatte das Unterfangen aber: Nach der blauen Stunde wird es leider sehr schnell sehr, sehr dunkel! Und so machten wir uns (fast ohne den Weg richtig erkennen zu können) auf den Rückweg, der mehrere Kilometer lang war und durch wirklich unwegsames Gelände führte. Zum Glück hatten wir ablaufendes Wasser, so dass die Priele immer weniger gefüllt waren. Aber trotzdem kam es, wie es kommen musste: Meine Tochter und ich rutschten im Schlamm aus und zumindest ich landete mitten im Dreck. Zusätzlich fiel mir dabei noch das wunderbar stabile Metall-Stativ auf den Kopf. Ach ja, die Opfer, die man als Fotograf bringt.... Natürlich hatte ich auch keine weitere, saubere Hose mehr dabei, so dass ich den restlichen Urlaub mehr oder weniger schmutzig herumlief. Naja... Hauptsache man bekommt Fotos, die es wert sind. Verdreckt und müde machten wir uns auf den Weg zum Zeltplatz, aßen dort eine Kleinigkeit in völliger Dunkelheit (zum Abendessen waren wir vorher noch gar nicht gekommen) und machten uns für die Nacht fertig.
Der Campingplatz war wirklich schön und bot eine Menge Möglichkeiten für Aktivitäten, allerdings stand er leider auch in der Nähe einer Kirche, deren Glocken morgens um 7.00 Uhr sehr vehement zu läuten begannen. Es gibt Dinge die ich mehr schätze...
Sowieso war die Nacht sehr kalt gewesen und ich war mehrmals aufgewacht. Hatte ich schon erwähnt, dass Campen nicht mein Ding ist? Mein Freund dagegen war super gelaunt und verstand meine Sehnsucht nach einem warmen Ort, einem ordentlichen Kaffee und Gemütlichkeit nicht im geringsten. Der Gedanke an eine Trennung kam zum Glück aber nicht auf. ;-)
Nachdem unser Zelt endlich einigermaßen getrocknet (Morgentau und kondensiertes Wasser) und verstaut war, fuhren wir später als (von mir) gewünscht endlich zum Mont St. Michel. Diesmal nahmen wir den offiziellen Parkplatz in Anspruch und fuhren angesichts unseres schweren Kamera-Equipments mit dem Shuttlebus. Ich war sehr, sehr aufgeregt! Der Anblick des Klosterbergs ist wirklich unfassbar schön.
Wir waren vorher schon vor den Touristenmassen gewarnt worden, aber da wir uns unter der Woche und noch vormittags auf dem Berg bewegten, hielten diese sich noch einigermaßen in Grenzen (als wir den Berg am frühen Nachmittag wieder verließen waren deutlich mehr Touristen unterwegs).
Wie tausende Menschen es schon vor uns getan hatten und wahrscheinlich auch noch nach uns tun würden, betraten wir durch das Burgtor das kleine Dörfchen unterhalb des Klosters. Es gab unzählige, winzige Gassen und selbst die breiteren Straßen waren kurvig und häufig verwinkelt. Und natürlich waren sie von vielen, vielen Läden gesäumt, in den Souvenirs und Andenken sämtlicher Couleur verkauft wurden. Dort scheint jeder Mensch nur vom Tourismus zu leben. Trotzdem fand ich es ganz nett eingerichtet. Alles sehr mittelalterlich eben.
Unser Weg führte uns immer weiter nach oben Richtung Kloster und wir mussten schon bald unsere Jacken ausziehen. Bei so vielen Stufen wird einem ganz schön warm.
Oben angekommen betraten wir das Klostern und bezahlten den Eintritt für den Rundgang. Einen Audioguide kauften wir nicht dazu, bekamen aber kostenlos ein Faltblatt mit allen nötigen Informationen, die es dort in allen möglichen Sprachen gibt.
Der Rundgang durch das ehemalige Kloster war sehr spannend! Verschiedenste Räume von der Kirche ganz oben bis zur Krypta konnten besichtigt werden. Das Konzept fand ich gut durchdacht, allerdings war dies bei einem solchen Tourismus-Magneten auch nicht anders zu erwarten. Unser Faltblatt verriet uns, dass das Kloster nach dessen Aufgabe zunächst als Gefängnis genutzt wurde, was man den dicken Mauern und Türen mancherorts auch ansah.
Ich werde jetzt nicht alle Informationen zusammenfassen. Der Mont St. Michel ist auf jeden Fall sehr sehenswert! Und der Ausblick von oben auf das Meer bzw. in unserem Fall das Watt ist sehr schön. Irgendwie hatten wir mal wieder ablaufendes Wasser und zwar die ganze Zeit über, so dass ich letzten Endes den Berg nicht vom Meer eingeschloßen gesehen habe. Sehr schade, das hätte ich nämlich wirklich gerne.
Da wir relativ zeitnah aufbrechen mussten, machten wir uns langsam auf den Rückweg. Zwischendurch kauften wir aber noch unsere letzten Ansichtskarten und saßen unten noch kurz am Watt.
Für mich war es ein unglaublich aufregender Tag gewesen und ich brauchte ein bisschen um die vielen Eindrücke zu verarbeiten. Foto-Motive hatte es natürlich wahnsinnig viele gegeben. Es viel mir wirklich nicht leicht den Mont St. Michel wieder zu verlassen, aber für unsere nächste Etappe hatten wir wieder etwas sehr Schönes vor und so verabschiedete ich mir nur mit leichtem Bedauern von diesem wirklich einzigartigen Baudenkmal, das vollkommen zu Recht zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt.
Wir fuhren also weiter, schon mal grob in Richtung Deutschland, zu unserer nächsten Station, von der ich dann im nächsten Post berichten werde :-)
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